Bürgerstiftung Gütersloh.
Von Bürgern – Für Bürger.

Hilfe auf der Schattenseite des Lebens

„Preis der Bürgerstiftung“ 2019 geht an die Ehrenamtlichen des Vereins „Krisendienst Gütersloh e.V.“

Sie sind immer da. Jede Nacht von 19 Uhr bis 7 Uhr, am Wochenende sogar rund um die Uhr. Die gut 40 Ehrenamtlichen des Vereins „Krisendienst Gütersloh“ stehen bereit, sich um Menschen zu kümmern. Menschen, die sie nicht kennen. Menschen, denen sie unentgeltlich und auf Wunsch anonym helfen. Die erste Verbindung in eine Welt der Krisen, Sorgen, Ängste ist das Telefon. Und diese Hilfe ist für viele Menschen wichtig. „Einsamkeit, schwarze Gedanken - wer kennt das nicht?“, sagt  die Ehrenamtliche Hildegard Palsherm. „Man denkt: Mit wem spreche ich jetzt? Und dann ist da jemand, der sagt: Ich höre Ihnen jetzt zu. Sprechen Sie, ich habe Zeit!“ Für diesen Einsatz werden die Ehrenamtlichen der Bürgerstiftung Gütersloh mit dem mit 5.000 Euro dotierten Ehrenamtspreis 2019 ausgezeichnet.

Die Sorgen, uns anzurufen, sind ganz unterschiedlich“, sagt die Ehrenamtliche Diana Riedel. „Es handelt sich um Gewalterfahrungen, Suchterkrankungen, psychische Erkrankungen aber auch um Überforderung durch die Pflege von Angehörigen.“ Der Krisendienst widmet sich keinem leichten Thema. Vereinsmitglied Ruth Strutz formuliert es so: „Wir bekommen nicht immer so viel Aufmerksamkeit und das liegt wohl am Thema: Wenn es einem nicht gut geht, wenn Konflikte bestehen in Familien - das ist etwas, wo die Gesellschaft nicht so gerne hinguckt.“

Der Kuratoriumsvorsitzende der Bürgerstiftung Dr. Ernst Wolf sieht darin die besondere Leistung des Krisendienstes: „Wer Menschen auf der Schattenseite des Lebens so verlässlich Hilfe anbietet, der muss unterstützt und gesehen werden.“ Die Bürgerstiftung wolle den stillen Helden der Gütersloher Stadtgesellschaft mit dem Ehrenamtspreis ihren Respekt aussprechen - und die Frauen und Männer des Krisendienstes gehörten auf jeden Fall dazu.

„Es gibt keinen Menschen, der nicht in eine Krise geraten kann“, sagt Dr. Michaela Berg, die bei der festlichen Verleihung des Preises die Laudatio auf die Ehrenamtlichen des Krisendienstes hielt. „Krankheiten, Trennungen und Todesfälle, Liebeskummer und Arbeitsplatzverluste, Ausgrenzung, Isolation und Gewalterfahrung, und auch anderes machen uns Menschen verwundbar. Und wir können nicht bestimmen, ob wir eine Krise haben wollen oder nicht.“ Michaela Berg arbeitet als leitende Oberärztin im Ev. Klinikum Bethel und hat gleichzeitig die fachliche Leitung des Krisendienstes Bielefeld inne. Auch aus ihrer Arbeit als Klinik-Ärztin wisse sie nur zu gut, wie wichtig niederschwellige Hilfsangebote für Menschen in psychischen Krisen seien.

„Die Menschlichkeit und die Professionalität der Ehrenamtlichen beeindrucken uns sehr“, sagt die Sprecherin der Bürgerstiftung Brigitte Büscher. „Jede Nacht und jedes Wochenende finden sie sich in einer kleinen Wohnung ein und verrichten ihren Dienst. Sie sind da, wenn Menschen verzweifeln, sich streiten, schlagen, verletzen oder gar selbst gefährden.“ Sie hören zu, vermitteln Hilfsangebote oder helfen vor Ort. Zum Team gehören Sozialarbeiter, Pädagogen, Krankenschwestern, Ärzte, Theologen, Psychologen. Die Ehrenamtlichen arbeiten immer zu zweit, damit sie sich austauschen und die richtige Form der Hilfe für die Anrufer finden können.

Der Krisendienst besteht schon über 25 Jahre und seine Hilfe scheint nicht überflüssig zu werden - im Gegenteil. „Ich denke, das erleben wir alle: Es gibt eine zunehmende Rücksichtslosigkeit und einen Mangel an Mitgefühl und Hilfsbereitschaft“, sagt Diana Riedel. Eine Erfahrung, die die Ehrenamtlichen eher bestärkt als entmutigt: „Auch wenn die Nächte in diesem Dienst anstrengend sein können und am nächsten Tag der „normale“ Job auf einen wartet - diese Arbeit gibt uns allen etwas“, sagt Ruth Strutz. Ihre Mitstreiterin Diana Riedel ergänzt: „Man muss das für sich selber wahrnehmen, dass wir eigentlich ein gutes Leben haben. Und wir darum auch unsere Kraft da investieren können, wo es anderen nicht so gut geht.“

Für diese Aufgabe wirbt die Vorsitzende Elfriede Strutz, die sich schon seit der Gründung 1993 für den Verein stark macht: „Wir suchen fortlaufend ehrenamtlich tätige Menschen. Wir freuen uns über Ihren Anruf!“ Nicht zuletzt dafür ist die Nummer des Krisendienstes eine, die wichtig ist: 05241 / 53 13 00.