Da ist was los, wenn Gütersloh sich zu seiner Langenachtderkunst rüstet. Am Samstag, 17. Mai, ist es wieder so weit. Im Stadtjubiläumsjahr feiert der quirlig-bunte Kunstmarathon seine 24. Auflage. Seit 2000 gibt es (mit corona-bedingten Unterbrechungen) schon die mit Malerei und Musik, Tanz und Theater, Form und Fotografie, Performances und Pittoreskem, Ungeahntem und Überraschendem aufwartende Großveranstaltung. Diesmal sind es 42 Stationen, die überwiegend in der Innenstadt von 19 bis 24 Uhr ein vielfältiges, abwechslungsreiches und unterhaltsames Programm für alle kunst- und kulturaffinen Nachtschwärmer versprechen. Auch für solche, die das vielleicht erst noch werden wollen. Alle Angebote – egal ob im Museum, in den Galerien, im Theater oder auf den diversen Plätzen der Stadt - sind kostenlos zu erleben und zu genießen.
„Wir freuen uns, unter der Federführung von Andrea Wistuba wieder solch ein stattliches Programm auf die Beine gestellt zu haben“, erklärt Lena Jeckel, Fachbereichsleiterin Kultur. Ihr besonderer Dank gilt der Bürgerstiftung Gütersloh, die die „LNDK“ nicht nur maßgeblich fördert, sondern auch selbst zu einer Station für die kunstsinnigen Flaneure wird. Denn im Haus der Stiftung, Am Alten Kirchplatz 12, zeigt der Fotograf Siegmund Bergemann unter dem Titel „Überblendungen“, welche ungewöhnlichen Szenarien entstehen können, wenn Vergangenes auf Gegenwärtiges trifft. Dafür hat er historische Aufnahmen aus Gütersloh mit aktuellen Fotos, die er am jeweils gleichen Standort und mit identischem Blickwinkel gemacht hat, zu überraschenden, teils surrealen Montagen zusammengefügt. Einzigartig – wie Gütersloh im Stadtjubiläumsjahr.
Der Startschuss zur Langenachtderkunst fällt bereits um 18.30 Uhr auf dem Berliner Platz mit dem „Fest heimischer Tanzgruppen“. Danach beginnt die Qual der Wahl. Wohl dem, der bequeme Schuhe für den Kunstmarathon und den an allen Stationen ausliegenden Flyer als profunden Wegweiser durch die Nacht dabeihat. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Besuch im Kaleidoskopwagen auf dem Berliner Platz oder im Veerhoffhaus, das der Kunstverein zu einem begehbaren Atelierhaus verwandelt, in dem man gleich acht Künstlern über die Schulter schauen kann?
Am Dreiecksplatz ist eine Wunschkammer eingerichtet, die begierig aufnimmt, was die Besucher ihr an Wünschen anvertrauen. Im Eiscafé Pink Pinguin geht dagegen mit künstlerisch gestalteten Karten im wahrsten Sinn des Wortes die Post ab. Das Künstlerkollektiv „Gützilla“ führt seine Besucher in der Apostelkirche zum Licht. Die Martin-Luther-Kirche erstrahlt selbst und erleuchtet damit den Bachchor, der zu jeder vollen Stunde dort singt.
Auf dem Kolbeplatz wird live von einem Künstler gleich an mehreren Leinwänden gemalt. Über dem Grün am Alten Kirchplatz schweben 200 Papier-Kraniche als Friedensboten. In der Design-Werkstatt Holzpixel an der Blessenstätte gerät die Kunst unter Druck. Im Theater wird in der Skylobby geslamt, während auf der Hinterbühne die Sunderaner Märchengestalt Görken Ginken ihre fröhlich Wiederauferstehung erlebt und sich zwei Etagen höher das Ensemble der Bürgerbühne auf Spurensuche zu Güterslohs Stadtgeschichte begibt.
Viel Malerei ist in der Stadthalle zu erleben, wo die Gemeinschaftsausstellung „Baustelle Kunst“ Neues aus der heimischen Künstlerszene zeigt, während die Galerie Siedenhans und Simon an den Gütersloher Zeichner, Maler und Illustrator Siegfried Kortemeier erinnert und die Sparkassen-Galerie erstmals ausdrucksstarke Künstler-Porträts des aus der Dalkestadt stammenden, in der Schweiz berühmt gewordenen Fotografen Horst Tappe präsentiert. Und wer mal eine Pause für Kopf und Augen braucht, der ist beim Aktionskünstler Stephan US gut aufgehoben. Er präsentiert vor dem Stadtwerke-Kundenzentrum auf großem weißem Schild das perfekte - Nichts.