Wie klingt ein Orchester aus selbstgebauten Instrumenten? Was erzählen alte Stadtpläne über Gütersloh? Und wie funktioniert eigentlich Radio? Rund 1.300 Kinder aus acht Gütersloher Grund- und Förderschulen haben im vergangenen Jahr Antworten auf diese und viele weitere Fragen gefunden – als Kulturstrolche. Das beliebte Projekt richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Klassen 2 bis 4 und ermöglicht ihnen Begegnungen mit Kunst, Kultur und Geschichte – direkt vor Ort und ganz praktisch erlebbar. Gefördert und begleitet wird das Projekt vom Kultursekretariat NRW Gütersloh, koordiniert wird es in Gütersloh durch den städtischen Fachbereich Kultur. Ein besonderer Beitrag zur Finanzierung kommt 2025 auch von der Bürgerstiftung Gütersloh, die das Projekt mit 5.000 Euro unterstützt.
„Wir möchten Kindern die Möglichkeit geben, Kultur mit allen Sinnen zu entdecken – unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund oder schulischen Voraussetzungen. Das ist echte Teilhabe“, so Doris Pieper vom Vorstand der Bürgerstiftung Gütersloh. „Die Kulturstrolche leisten dazu einen großartigen Beitrag und wir freuen uns, das unterstützen zu können.“ Das Konzept geht auf: Die Kinder besuchen über das Schuljahr hinweg Kultureinrichtungen in ihrer Stadt, lernen Kunst- und Kulturschaffende kennen und dürfen selbst aktiv werden. In Gütersloh reichte das Spektrum 2024 von Musikaktionen mit Trommeln oder Tasteninstrumenten über Theater- und Tanzprojekte bis hin zu Literaturworkshops oder Filmseminaren. In diesem Jahr steht für die Kulturstrolche der 3. Klassen der Overbergschule unter anderem ein Besuch im Stadtmuseum Gütersloh auf dem Programm. Unter dem Titel „Stadtgeschichte und Stadtentwicklung“ erkundeten die Kinder in Kleingruppen die Dauerausstellung. Dabei erfuhren sie nicht nur, wann Gütersloh zur Stadt wurde, sondern auch, wie sich das Stadtbild im Laufe der Zeit verändert hat und welche Bedeutung das Stadtwappen trägt. Ergänzt wurde die Führung durch vorbereitendes und vertiefendes Material, das die Lehrkräfte im Unterricht einsetzten. „Das Stadtmuseum ist ein fester und geschätzter Bestandteil des Kulturstrolche-Programms“, erklärt Karin Hauertmann vom städtischen Fachbereich Kultur. „Es macht Geschichte erfahrbar, verknüpft das kulturelle Erbe mit der Lebenswelt der Kinder und stärkt das Bewusstsein für die eigene Stadt.“ Lehrerin Jennifer Kondring freut sich sehr über die Teilnahme der Schule am Projekt: „Es ist toll, dass wir durch die Kulturstrolche die Gelegenheit bekommen, mit den Schülerinnen und Schülern ins Theater, in die Kunstwerkstatt oder ins Stadtmuseum zu gehen. So ist der Unterricht viel anschaulicher als nur vor Ort in der Schule.“
Insgesamt beteiligten sich 2024 acht Schulen mit 49 Klassen, darunter die Grundschulen Heidewald, Neißeweg, Pavenstädt, Blankenhagen, Overbergschule, Josefschule, Avenwedde-Bahnhof sowie die Förderschule Hundertwasserschule. Das Echo war durchweg positiv – viele Lehrkräfte lobten die altersgerechte Aufbereitung und den direkten Kontakt zu Kunst und Kultur. Neben Institutionen wie dem Stadtmuseum oder dem Theater Gütersloh waren auch zahlreiche freie Künstlerinnen und Künstler beteiligt, etwa im Rahmen des Kunstprojekts „WerkstattKunst BUNTspecht“. Karin Hauertmann resümiert: „Die Kulturstrolche zeigen: Kultur ist für alle da. Gerade in der Schule erreichen wir jedes Kind – unabhängig vom Elternhaus. Das Projekt bringt Schulen, Künstlerinnen und Künstler sowie Kultureinrichtungen zusammen und macht Kultur erlebbar. Die Kinder dürfen nicht nur zuschauen, sondern selbst kreativ werden. So entdecken sie ihre Stadt neu und sammeln Erfahrungen, die bleiben.“
BU: Die Kulturstrolche der 3. Klassen der Overbergschule besuchten unter anderem das Stadtmuseum Gütersloh und erkundeten in Kleingruppen die Dauerausstellung. Foto: Stadt Gütersloh