Noch eine Prise Pfeffer und etwas Paprika: Schon duftet es verführerisch aus der Pfanne, während nebenan noch frisches Gemüse zum Unterheben geschnitten und Kräuter zum Drüberstreuen gehackt werden. Am Nachbartisch wird derweil schon alles fürs Dessert vorbereitet. In der Koch- & Back-AG der Elly-Heuss-Knapp-Schule ist mächtig was los. Immer mittwochs nachmittags kommen Fünft- und Sechstklässler zusammen, um neue Rezepte auszuprobieren. Dabei lernen sie vieles über gesunde Ernährung, über die unterschiedlichen Lebensmittel und deren Verwendungszwecke. Viel Spaß und das abschließende gemeinsame Essen sind inklusive. Die Bürgerstiftung Gütersloh fördert dieses Projekt, indem sie die Kosten für die Lebensmittel übernimmt.
Das Besondere an dieser schon seit April 2024 laufenden AG ist, dass sie von zwei Schülern ins Leben gerufen wurde: Der 14-jährige Santiago Alessio Jelitto und der 15-jährige Aaron Guil Arcos, die bereits in der fünften Klasse ihre eigene „Schülerfirma“ gründeten, indem sie selbstgebackene Torten und Kuchen bei diversen Schulveranstaltungen anboten, hatten die Idee dazu. Santiago, von Haus aus ein leidenschaftlicher Koch und Bäcker, und Aaron als Organisationstalent, waren sich sicher, dass sie mit solch einem Projekt den Geschmack vieler Mitschüler*innen treffen würden. Was sich denn auch bewahrheitet hat. Die Nachfrage ist weitaus größer als es vorhandene Plätze in der AG gibt. Weshalb halbjährlich gewechselt wird. Alle Schüler*innen der Erprobungsstufe, die beim Projekt mitmachen bzw. mitgemacht haben, erhalten am Ende ein Teilnahmezertifikat.
Dass die Schule nicht über eine eigene Küche verfügt, hat die beiden pfiffigen Jungs nicht von ihrem Vorhaben abbringen können. Santiago, der sich in einer Jugendgruppe beim benachbarten CVJM engagierte, wusste, dass dort im Rahmen einer Renovierung eine Küche eingebaut worden war. Genau passend für die von ihm gewünschte AG. Also fügte er alle Zutaten kurzerhand zusammen, organisierte die Erlaubnis zur Küchennutzung für sich und seine Mitschüler*innen und stellte dann zusammen mit Aaron die Rezeptur für dieses Rundum-lecker-Projekt dem Schulleiter Lutz Hamann vor. Der war nicht nur vom Engagement und der Energie der Jugendlichen angetan, sondern auch von den daraus entstehenden Möglichkeiten eines vielseitigen Miteinanders.
Unterstützt werden die Jugendlichen unter anderem von Schulsozialarbeiterin Dilara Akyürek und Konrektorin Karin Lienau, die dabei sind, wenn die Koch- & Back-AG sich trifft. „Zusammen sind wir ein starkes Team. Wir teilen uns die Arbeit, vom Vorbereiten bis zum Aufräumen“, betont Aaron den Umgang auf Augenhöhe. „Wir suchen gemeinsam die Rezepte aus und stellen Wissenswertes zu den Lebensmitteln zusammen.“ Weshalb jedes Treffen mit einem kleinen Quiz beginnt, wo im Beisein vom grünen Maskottchen Brokkoline Informationen über Nähr- und Inhaltsstoffe und auch zum Umgang mit den unterschiedlichen Zutaten vermittelt werden. „Mal müssen die Kinder erraten, wie schwer ein Kürbis sein kann, mal geht es darum, Gewürze an ihrem Geruch zu erkennen oder Lebensmittel zu erfühlen“, erklärt Dilara Akyürek. So werden in der Koch- & Back-AG alle Sinne geschult.
Entsprechend eingestimmt gehen die Schüler*innen dann ans Werk. Ob Suppe, Sushi oder Salat, Gemüsetopf oder Fleischpfanne, Vorspeise oder Nachtisch – es wird immer wieder Neues zubereitet – nach Rezepten aus aller Welt. „Das ist ja das Tolle, dass wir hier so vieles ausprobieren können“, bekräftigen Alisha, Vincent, Jonas und Arianna und rühren begeistert in den Töpfen. Dass sie die ein oder andere Rezeptidee, die ihnen besonders gut geschmeckt hat, mit nach Hause genommen und dort im Familienkreis ausprobiert haben, versteht sich von selbst. Es werden aber auch alle Rezepturen in Brokkolines Tagebuch gesammelt, damit alte und neue Teilnehmer*innen der AG jederzeit darauf zurückgreifen können.
„Der offensichtliche Spaß der Schüler*innen beim gemeinsamen Kochen und die lockere Art der Wissensvermittlung, geben dem Ganzen die richtige Würze. Dieses Projekt widerlegt zweifelsfrei den alten Spruch von den vielen Köchen, die den Brei verderben“, erklärte Doris Pieper, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung, kürzlich bei einem Besuch. Und auch Insa Jacobsen vom CVJM ist von den Küchennutzern aus der Nachbarschaft begeistert. „Dieses Projekt ist nicht nur ein Mehrwert für die Elly-Heuss-Knapp-Schule. Auch wir als Jugendverband freuen uns über diese erfolgreiche Kooperation, die sich gut in unsere Angebotspalette für unsere Zielgruppe einreiht. Wir hoffen, dass wir dadurch weitere Interessenten finden. Denn vormittags hätten wir noch Kapazitäten für andere Schulen, Vereine oder Gruppen in unserer Küche frei.“ Eine Win-Win-Situation für alle Seiten - eine, die Leib und Seele zusammenhält.
